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Das Medienhaus Laumanns

Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.

Franz Westermann

Franz Westermann ist ein engagierter Schütze: Dem Langeneicker wurde das Schützen-Gen in die Wiege gelegt, er ist von klein auf mit dabei. Seine erste Erinnerung ans Schützenfest:  Als Achtjähriger lässt er 1974 seinen Onkel Werner als Schützenkönig in Langeneicke hochleben: „Das weiß ich noch. Da ging’s drunter und drüber und ich immer mittendrin.“  Der 57-Jährige, leidenschaftlicher Schütze, ist nicht nur Oberst in Langeneicke, sondern auch Oberst des Kreisschützenbundes. „Wir sind ein super Team“, freut er sich über die Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen. „Nur so kann man so einen Job machen.“  


Woran denken Sie, wenn Sie an Schützenfest denken?

Franz Westermann: Wenn ich an Schützenfest denke, kommt mir sofort Gemeinschaft in den Sinn. Das Feiern mit Jung und Alt. Man trifft Leute, die man sonst nicht trifft. Und natürlich ganz wichtig: die Musik. Die Schützenfestmusik löst bei den Menschen das richtige Schützenfestgefühl aus. Sobald sie die Marschmusik hören, geht ihnen sofort das Herz auf. Dann hat jeder seine eigenen Gedanken.

 

Wie viele Schützenfeste feiern Sie in der Saison?

Franz Westermann: Ich feiere natürlich erstmal mein Hauptfest: das Schützenfest in Langeneicke. Hier bin ich auch Oberst.  Als Kreisoberst besucht man die Schützenfeste – alleine durch die Ordensverleihungen, die wir durchführen. Drei Tage feiere ich aber nur in  Langeneicke. Und dann natürlich das Kreisfest.

 

Sie lassen sich einmal auf jedem Schützenfest blicken?

Westermann: Nein. Ich weiß auch gar nicht wie viele Schützenfeste es sind, ich zähle die auch nicht.  Bei einem ist man länger und beim anderen kürzer. Wir sind im Kreisvorstand mehr als gut aufgestellt mit unseren Mitgliedern. Die gehen auch alle los. Der Kreisvorstand ist auf fast jedem Schützenfest präsent. Die Aufgaben haben wir sehr gut aufgeteilt. Wir decken damit das Gebiet des Altkreises Lippstadt mit 66 Mitgliedsvereinen vollständig ab. Man staunt immer, wen man trifft, welche neuen Geschichten man hört. Das ist das Interessante. Auf jedem Fest kennt man Leute und wenn man keinen kennt, dann lernt man Menschen kennen. Schützenfest verbindet. Auch wenn ich höre, wie viele Leute extra fürs Schützenfest wieder nach Hause kommen.

 

Das nach Hause kommen zum Schützenfest ist gesetzt.

Westermann: Das ist gesetzt. Das sollte man nicht unterschätzen. Das Schützenfest hat einen hohen Stellenwert, auch für Menschen, die nicht mehr in ihrem Heimatort wohnen.

 

Ihr liebstes Schützenfest – das eigene?

Westermann: Ja, natürlich. Und alle drei Jahre das Schützenfest in Ermsinghausen-Schwarzenraben.

 

Wie wird man Schütze?

Westermann:  Ich bin damit aufgewachsen. Meine Familie war immer mit dem Schützenwesen verwurzelt. Mein Vater hat mehr als 50 Jahre den Vogel gebaut und war selbst Schützenkönig. Mein Onkel war im Vorstand, mein Opa war 20 Jahre Oberst. Ich kenne es gar nicht anders.

 

Das Schützenwesen wurde Ihnen also in die Wiege gelegt.

Westermann: Genau. Ich war auch nie zum Schützenfest in der Schule, ob Ferien waren oder nicht. Das hat meine Eltern überhaupt nicht interessiert. Die haben immer gesagt: „Die Geseker kriegen zur Gösselkirmes frei. Du kriegst Schützenfest frei.“ Dann bin ich montags nicht in der Schule gewesen. Das hat immer geklappt.

 

Was motiviert den Schützennachwuchs heute, den Vereinen beizutreten?

Westermann: Ich denke, dass ist heute noch genauso wie früher. Die jungen Leute merken, wie schön es ist, dabei zu sein, wie schön die Gemeinschaft ist und das Kennenlernen neuer Leute ist. Das ist reizvoll.

 

Glaube, Sitte, Heimat: Trifft es diese Reihenfolge heute noch?

Westermann: „Glaube, Sitte, Heimat“ ist ein Oberbegriff des Schützenwesens. Die Auslegung der drei Wörter hat sich ein bisschen geändert. Fangen wir hinten an: Heimat, ist ein gewisses Gefühl. Man weiß, wo man hingehört, wie die Dinge ablaufen. Und Sitte – dazu gehört natürlich auch ein gewisses Benehmen, Redlichkeit und Offenheit. Auch das Engagieren für karitative Zwecke gehört dazu. Je kleiner der Ort, desto wichtiger der Schützenverein. Glaube ist natürlich ein weiteres Thema. Ein kirchlicher Teil gehört zu jedem Schützenfest dazu. Eine wichtige Geschichte, um den Jugendlichen überhaupt noch einen Einblick zu geben. Für einige ist es die einzige Berührung mit der Kirche. Die christlichen Grundwerte wie zum Beispiel Respekt, aufeinander zu achten, Toleranz und Rücksichtnahme sind wichtige Merkmale im Schützenwesen.

 

Vor welchen Herausforderungen steht das Schützenwesen?

Westermann: Das ist eine sehr gute Frage. Das Schützenwesen ist keine Insel in der Gesellschaft. Die Probleme, die alle anderen Bereiche betreffen, berühren natürlich auch das Schützenwesen. Speziell die Kostensteigerungen. Alles wird teurer. Es wird zudem auch schwieriger einen Festwirt zu bekommen. Der hat die gleichen Probleme. Der bekommt auch kein Personal. Buden haben sie. Aber niemanden, der sie bewirtschaften kann. Das sind Probleme, wie es andere Bereiche auch betrifft. Die Schützenvereine müssen sich deshalb neu aufstellen. In Langeneicke gab es in diesem Jahr erstmalig einen Werbebildschirm im Festzelt  - Sponsoring mit Schützenfestbildern. Dann werden wir sicherlich auch nicht um die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge herumkommen.

 

Wie steht’s denn um den Schützennachwuchs: Müssen sich die Vereine Gedanken machen?

Westermann: Das muss man differenziert sehen. Auf dem Dorf ist es sicherlich leichter, den Nachwuchs mitzuziehen, als in der Stadt. Dort ist es nicht so selbstverständlich in den Schützenverein einzutreten. Es gibt andere Dinge.  Da müssen die Vereine mehr dafür tun, um die Jugendlichen zu motivieren und zu behalten.

 

Haben junge Leute überhaupt noch Lust, in einem Verein Verantwortung zu übernehmen?

Westermann: Es wird natürlich immer schwieriger, die Vorstandsposten zu besetzen. Die Aufgaben werden immer vielfältiger und auch die behördlichen Einflüsse, ein Thema für sich, nehmen zu. Ein Beispiel: Alleine wie sich die Vorschriften im Bereich des Vogelschießens geändert haben – das ist gewaltig. Was die Vereine da alles machen müssen. Jetzt steht das Bleiverbot im Raum. Das ist noch nicht ganz vom Tisch. Das sind jetzt alles keine Argumente, warum man sich engagieren sollte. Trotzdem: Die Vorstandsarbeit macht Spaß. Man hat viele schöne Termine. Das muss man auch mal positiv sehen.


Gibt’s Dinge, die sich ändern müssen?

Westermann: Die Vereine sind schon sehr flexibel. Die drehen an den Schrauben, wenn sie merken, es läuft nicht mehr. Einige Vereine haben bereits die Festfolge verlegt – die feiern nicht mehr am Montag. Und haben damit ihren Umsatz verdoppelt. Bei sowas muss man selbstkritisch und flexibel sein. Ein heißes Thema ist auch immer Frauen in den Vereinen. Das müssen die Vereine selbst entscheiden und den Weg gehen. Aber wir können sowieso nicht ohne Frauen feiern. Erstmal kämen die Männer nicht vernünftig in die Hose und der Spaß wäre auch nur halb so groß. Eine wichtige Geschichte ist auch die Digitalisierung und die neuen Medien – das muss sein. Die jungen Leute gucken auf Instagram. Das soll man nicht übertreiben, aber auch nicht unterschätzen. Ich habe keine Angst, dass sich die Vereine nicht weiter anpassen.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Schützenwesens?
Westermann: Ich wünsche mir, dass das Schützenwesen und die Attraktivität des Schützenwesens für die heimische Region weiter erhalten bleiben. Da hängt ja auch ein Pfund für die Wirtschaft in der Region dran. Mein größter Wunsch ist es aber, dass die Ehrenmäler keine weiteren Namen von Gefallenen bekommen. Seit 2022 sieht die Welt leider anders aus.

 

Der ultimative Tipp, um drei Tage Schützenfest gut zu überstehen.
Westermann: Mein ultimativer Tipp ist, das gesamte Pulver nicht gleich am ersten Tag zu verschießen. Ein Schütze sollte seine Kräfte einteilen, damit er montags den Vogel abschießen und feiern kann. Dazu gehört auch: Das Essen nicht zu vergessen. Passiert mir selbst aber auch immer wieder. Und natürlich: Sich mit Leuten zu unterhalten, die man sonst nicht trifft.