Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.
„Wir sind hier eine große Familie“
Idyllisch, grün, ländlich: Hannah Müller (19), Mia Süggeler (18), Sophia Müller (21) und Sven Hackenschmidt (18) leben in Altenmellrich. Das Quartett schätzt das Dorfleben – und engagiert sich gerne in der katholischen Landjugend. Ein Gespräch über das Aufwachsen auf dem Dorf, die Landjugend und die Gemeinschaft.
Kennt bei Euch auf dem Dorf jeder jeden?
Hannah Müller (lacht): Ja.
Mia Süggeler: Definitiv. Wir sind zusammen aufgewachsen.
Müller: Wir sind nicht nur mit unserer Generation zusammen aufgewachsen, sondern mit allen – mit den Jüngeren, mit den Älteren. Durch Mama und Papa und die Großeltern. Wir sind überall mit hingegangen.
Süggeler: Wir sind ja auch kein großes Dorf.
Hat das Vorteile oder Nachteile?
Sven Hackenschmidt: Sowohl als auch.
Mia Süggeler: Vorteile. Wir verstehen uns alle gut. Jeder kennt jeden.
Sophia Müller: Der Nachteil ist, dass nicht viel los ist. Gerade U-18 fand ich immer schwierig.
Mia Süggeler: Es tun sich manchmal Lücken auf. Das merkt man schon. Gerade weil andere Generationen stärker vertreten sind. Wir versuchen schon jetzt, die nachkommenden Generationen zu aktivieren.
Seid Ihr stolz darauf, ein Dorfkind zu sein? Ist das so etwas wie ein Qualitätssiegel?
Hannah Müller: Ja. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, nicht auf dem Dorf groß zu werden. Die Stadt ist in meiner Vorstellung total doof. Aber natürlich hört man von Stadtkindern auch das Gegenteil: Sie können sich nicht vorstellen, auf dem Land aufzuwachsen.
Was zeichnet denn für Euch das Aufwachsen auf dem Dorf aus?
Sophia Müller: Der Zusammenhalt. Das fehlt ganz vielen Stadtkindern.
Mia Süggeler: Ja. Und das viele draußen sein. Wir haben uns früher zum Verstecken spielen, Freischlagen jeden Abend getroffen. In der Stadt kann ich mir nicht vorstellen, dass die Eltern sagen: Wir lassen Euch einfach loslaufen. Macht mal euer Ding. Da kennt man halt nicht jeden und das Umfeld. Hier ist einfach das Vertrauen da. Deshalb hat man uns früher schon viele Freiräume gelassen.
Sophia Müller: Mama hat immer gesagt: Kommt nach Hause, wenn die Glocken der Kirche läuten.
Hannah Müller: Oder wenn die Lichter von den Straßenlaternen angehen.
Ist Euch das Dorfleben manchmal zu eng? Gibt’s Momente, wo Ihr gerne in der Stadt leben würdet?
Sven Hackenschmidt: Ne.
Warum nicht?
Sven Hackenschmidt: Da ist alles dicht an dicht. Hier hat man mehr Freiräume.
Sophia Müller: Auf der anderen Seite weiß aber auch jeder über einen besser Bescheid, als man selbst manchmal.
Hannah Müller: Wenn kein Bus fährt, hat man keine Möglichkeit, von A nach B zu kommen. Da braucht man schon oft Eltern, die einen fahren. Oder E-Bikes. (lacht) Die werden hier auch gerne genutzt.
Was macht die Jugend zwischen Schützenfest, Stall und Dorfkirche am Wochenende?
Mia Süggeler: Feiern. Aber auch entspannte Abende. Wir haben zum Beispiel einen Beamer und gucken auch mal zusammen Filme. Von der Landjugend aus organisieren wir aber auch Kinder- und Seniorennachmittage. Die Kindernachmittage veranstalten wir zum Beispiel, um den Nachwuchs zu animieren. Die Eltern freut’s auch. Die waren früher selbst in der Landjugend.
Ist das ein Generationen-Ding?
Mia Süggeler: Voll.
Sophia Müller: Unsere Eltern waren mit die ersten, die das Landjugendfest organisiert haben.
Hannah Müller: Früher hieß es Landjugendfest, heute heißt es Eggciting. Das kommt an. Die Leute kommen auch aus den umliegenden Dörfern.
Mia Süggeler: Die Landjugenden bekommen untereinander Freikarten. So halten wir die Verbindung untereinander. Das ist eigentlich immer ganz schön.
Was macht die Landjugend sonst noch für den Ort?
Mia Süggeler: Weihnachten machen wir zum Beispiel immer Feuerzangenbowle. Darüber hinaus organisieren wir verschiedene Aktivitäten – zum Beispiel einen Segeltörn auf dem Ijsselmeer alle drei Jahre. Das ist immer gut. Letztes Mal waren wir 20 Personen. Dann laden wir die Über-60-Jährigen zu Seniorennachmittagen ein. Es gibt Kaffee und Kuchen. Das ist immer schön, vor allem, weil die meisten selbst einmal in der Landjugend waren. Wir sind wie eine große Familie.
Hannah Müller: Da sind immer alle happy.
Sophia Müller: Und dann organisieren wir noch den St.-Martins-Umzug. Mit Musik und Pferd ziehen wir durchs Dorf. Mittlerweile gibt es an der Kirche auch ein großes St.-Martinsspiel. Das ist immer schön.
Mia Süggeler: Es hat sich rumgesprochen. Mittlerweile kommen sogar Leute aus Lippstadt.
Warum findet Ihr es wichtig, Euch für die Landjugend zu engagieren?
Sophia Müller: Das ist der einzige Treffpunkt, den Jugendliche hier haben. Es ist schon wichtig, dass wir das aufrecht erhalten. Oder sehr ihr das anders?
Mia Süggeler: Ja, ich finde es auch wichtig. Auch weil die Landjugend hier so eine lange Tradition hat. Es ist schön es weiterzutragen und zu teilen.
Was wünscht Ihr Euch für Altenmellrich? Gibt’s außer der Busverbindung etwas, das besser sein könnte?
Sophia Müller (lacht): Ein ganz klarer Fall ist die Busanbindung.
Mia Süggeler: Vielleicht eine stabilere Generation. Die nächsten, die jetzt auf uns folgen, sind jetzt zwölf Jahre alt. Es sind viele Lücken dazwischen. Das macht es schwieriger, den Nachwuchs zu integrieren und sie überhaupt dafür zu begeistern.
Könntet Ihr Euch denn vorstellen, Altenmellrich den Rücken zu kehren?
Mia Süggeler: Ich mache nächstes Jahr Abi und schließe nicht aus, für das Studium wegzugehen. Aber auch nicht weit weg. Und ich möchte danach wiederkommen. Ich brauche nichts anderes – zumindest jetzt. Ich bin mir auf jeden Fall sicher: Ich werde oft wiederkommen. Auch um die Leute zu sehen.
Was bedeutet Euch Heimat?
Mia Süggeler: Sicherheit. Ich weiß, ich bin hier immer gut aufgehoben. Tradition weiterzuführen, finde ich auch wichtig. Und Familie. Wir sind hier eine große Familie. Menschen haben uns aufwachsen sehen, alles miterlebt. Uns gefällt Altenmellrich.
Hannah Müller: Auf dem Dorf hat jeder ein offenes Ohr – egal was los ist.