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Das Medienhaus Laumanns

Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.

Vorsicht, brandheiße News im Anflug!

WARUM ES AM DESK ZUGEHT WIE IM FLUGHAFEN-TOWER

Von Stefan Niggenaber

und Hannah Wapelhorst


Jede Zeitungs-Epoche hat ihre Technik – und klar, die Technik bestimmt immer auch die Organisation. Willkommen im Hier und Heute. Willkommen im nachrichtlichen Flughafen-Tower des Patriot. Dort, wo im Minutentakt News einfliegen, geprüft, verarbeitet und weitergeleitet werden; in die gedruckte Zeitung, aber auch schnellstmöglich ins World Wide Web. Willkommen am Nachrichtentisch, am sogenannten Desk unserer Zeitung. 

Alle Nachrichten, Meldungen, Reportagen, Telefon-Hinweise, Termine und Bilder laufen hier zusammen. Da wird organisiert, ausgewählt und entschieden, was in die Zeitung kommt und was online noch früher zu lesen ist. Typisch für diese zentrale Organisation, die sich bei fast allen Zeitungen durchgesetzt hat, ist die Trennung in Reporter, die die Nachrichten recherchieren und Geschichten schreiben; und Planer, die Texte bearbeiten, Termine managen und auf die Linie des Blattes achten. 

Lust, den Kollegen am Desk mal über die Schultern zu schauen und am Nachrichtentisch im Verlagshaus an der Hansastraße in Lippstadt Platz zu nehmen? Kein Problem. Im Folgenden nehmen wir Sie mit durch einen exemplarischen Nachrichtentag im Altkreis Lippstadt. Lesen und erleben – es grüßt: der ganz normale Wahnsinn.


7:30 UHR 

Der Nachrichtentag startet früh. Naja, was heißt hier früh. Das würden jedenfalls die Reporter antworten, die montags bis freitags erst gegen 9.30 Uhr in den Tag starten, dafür aber auch bis abends ackern. Für den Frühplaner indes heißt es jetzt erstmal: E-Mails sichten und gewichten. Social Media und das Web durchforsten. Erste Nachrichten online stellen, Geschichten aufs Gleis setzen, Seiten planen, Termine besetzen und den Tag durchplanen.


7:32 UHR 

Und zack, da ist auch schon der erste Einschlag. Auf dem Adenauer-Ring in Lippstadt hat’s im Berufsverkehr gekracht. Und wie. Kollision mit Verletzten, lautet die Erstmeldung. Der Lippstadt-Planer greift zum Telefon, die Durchwahl zur Pressestelle der Polizei ist sein täglich Brot. Was? Wie? Wo? Es gilt, die wichtigsten Erst-Infos herauszubekommen. Während der erste Reporter schließlich vom Frühstückstisch geholt wird, wandern erste Infos zum Unfall schon auf die Patriot-Website und in die sozialen Medien. Logisch, die übrigen Verkehrsteilnehmer wollen gewarnt werden. Währenddessen sitzt der Reporter auch schon im Auto und düst los – um Fotos vom Crash zu machen und Hintergründe vor Ort zu recherchieren. Immer wieder werden Updates zum News-Desk getragen. Der Reporter kann sich vor Ort auf die Recherche konzentrieren. 


7:55 UHR  

Der Reporter trudelt in der Redaktion ein – und muss nicht etwa von vorn anfangen. Sein zuständiger Planer hat alle Kanäle mit den wichtigsten Infos bedient und Platz auf der Zeitungsseite geschaffen. Jetzt geht es an die Feinheiten.


8:01 UHR  

Aktivisten der Letzten Generation haben sich auf die B 55-Kreuzung am Wasserturm geklebt. Nichts geht mehr im Berufsverkehr. Nicht mehr vor und nicht zurück. Nachrichtlich ist das natürlich absolute Endstufe. Der Online-Redakteur stellt schon mal was ins Netz, ein Planer füttert mit der Klimakleberei die sozialen Medien. Und natürlich ist auch ein Patriot-Reporter vor Ort, fotografiert, dokumentiert und spricht mit der Polizei und den Aktivisten.


9:30 UHR  

Arbeitsbeginn für alle restlichen Reporter, auch in den Außenredaktionen. Der News-Desk bringt die Kollegen auf den aktuellen Stand: Was steht heute an? Was hat Priorität? Wo muss nochmal nachgehakt werden? Wer macht was?


10:00 UHR  

Der Chefredakteur betritt den Newsroom und fragt die Themen für die aktuelle Ausgabe ab. Gibt es Dopplungen? Anmerkungen? Ideen? Wenn ja, dann wird jetzt gebrainstormed!


10:01 UHR  

Die Klimakleber sind jetzt schon Stadtgespräch, die Geschichte dreht weiter und nimmt online richtig Fahrt auf. Aber: Wir informieren nicht nur, wir empfangen auch. Im Idealfall werden wir gemeinsam schlauer. So ist ein Leser-Hinweis via WhatsApp durchaus willkommen, dass nun auch erste Nebenstraßen aufgrund der B 55-Blockade dicht sind.


11:30 UHR  

Der Spätdienst-Planer kommt.


11:45 UHR  

Auch in der Redaktion ist es nicht gut, wenn wir uns zu einig sind. Deshalb freuen wir uns, dass in unserem großen Team die unterschiedlichsten Typen zusammenkommen. Jung und alt, Stadtkind oder Landei, hier geboren oder zugewandert, alles dabei. Da passt es ins Bild, dass man inhaltlich mal unterschiedlicher Meinung ist. Während die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft zur Aktion „Mähfreier Mai“ aufruft, kristallisiert sich auf dem Redaktionsflur fix heraus, dass dazu morgen ein lokales Pro und Contra im Patriot erscheinen wird. 


12:00 UHR  

Der Patriot-News-Desk erreicht tausende Menschen, Tag für Tag. Ihr Vertrauen ist unsere Grundlage und unser wichtigster Antrieb. Wir alle teilen eine Leidenschaft: informieren. Das heißt berichten und analysieren, aufklären und hinterfragen. Von unterschiedlichsten Perspektiven, vom Streit über den richtigen Weg: Das alles passiert beim Patriot tagtäglich in der großen Redaktionskonferenz. „Das Foto von den Klimaklebern würde ich größer machen.“ Die Jahreshauptversammlung wird geschoben. Die Seite muss nochmal umgebaut werden. Unbequem, aber im Sinne des Lesers richtig. Reibung erzeugt Energie. Und mit der geht`s jetzt am Mittag in die zweite Halbzeit des Nachrichten-Tages.  


13:05 UHR  

Alarm – es brennt in einem Altenheim in Bad Waldliesborn! Unser Anspruch ist, schnell zu sein. Aber nicht um jeden Preis. Journalismus heißt Verantwortung. Weil wir das ernst nehmen, müssen wir über manches auch mal länger nachdenken, diskutieren, abwägen. Aber vor allem sauber recherchieren. Der vermeintliche Brand entpuppt sich als Falschmeldung. Also, alle Mann kühlen Kopf bewahren. Newsroom, das bedeutet trotzdem: ein immerwährender Kampf gegen die Uhr. Es bedeutet, dass Fehler passieren. Wir haben uns vorgenommen, offen damit umzugehen, auch wenn es nicht immer leichtfällt. Wir sind nicht perfekt. 


14:02 UHR  

Unser Tempo ist hoch. Routine und Professionalität hilft, und doch stehen wir oft unter Spannung. Wahrscheinlich ein Grund, warum wir auch viel lachen. Überhaupt entwickeln sich in solchen Situationen oft die besten Geschichten. Ein Kollege berichtet, dass bei seinem türkischen Friseur im Salon kaum gesprochen wird, einer Kollegin hingegen wird von ihrer Friseurin traditionell das Ohr abgekaut. Ein anderer fragt: „Habt ihr schonmal vom Silent Cut gehört?“ Bei dem man sich quasi beidseitig darauf einlässt, beim Haareschneiden nicht zu reden. Verrückt! Das könnte man doch auch mal lokal aufgreifen.


14:58 UHR  

Die Seiten füllen sich langsam. Auf der Patriot-Homepage werden die letzten Meldungen von gestern verdrängt und durch aktuelle Entwicklungen ersetzt. Schon jetzt werden die Seiten zu übermorgen in der Zeitungstechnik „bestellt“ – auch wenn noch gar nicht richtig klar ist, was da draufkommt. 


16:00 UHR  

Der Frühdienst am Desk hat Feierabend, der Spätdienst (seit 11.30 Uhr im Dienst) macht noch bis 20 Uhr. Während vereinzelt noch kleinere Themen verschoben, ins Blatt gehoben und wieder rausfliegen, steht das Grundgerüst der Zeitung von morgen allmählich. Erste Seiten werden sogar schon Korrektur gelesen. 


17:02 UHR  

144 Mails sind an diesem Tag bereits bearbeitet, unzählige Gespräche an diesem Tag geführt. Auf zum Endspurt.


18:00 UHR  

Die Seiten sind gelesen, die Reporter haben Feierabend. Eine Volontärin klappert kurz vor Feierabend noch alle Leitstellen in der Umgebung ab, ob es nicht doch noch etwas für uns gibt. Fehlanzeige – auf den Straßen ist es ruhig. Der Desk befindet sich nun im absoluten Spätdienst-Modus, heißt: Die aktuellen Seiten zur Belichtung in die Technik schicken, Newsletter für die Vorschau am Abend verfassen und weiterhin die Mails im Auge behalten.


19:00 UHR  

Die meisten Seiten sind belichtet, der Planer hat sich längst der Zukunft gewidmet: den Seiten für übermorgen. Nebenbei müssen Termine vergeben werden, denn das Wochenende kommt immer schneller, als gedacht. Welcher freie Mitarbeiter geht zum Schützenfest? Wer kann die Bürgerversammlung zum geplanten Windpark begleiten? Der Planer klappert Nummer für Nummer ab, und hat im besten Fall die ersten Wochenendtermine im Sack! 


20:00 UHR  

Feierabend für den Spätdienst. Es blieb ruhig am Abend, das Gerüst für den Folgetag steht, erste Termine sind vergeben, das Postfach ist leer und die Seiten gehen nach Hamm ins Druckzentrum.