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Das Medienhaus Laumanns

Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.

Von der Schülerzeitung zur Lokalredaktion

Wie unsere freie Mitarbeiterin Helga Wissing ihr Hobby zum Beruf gemacht hat

Von Helga Wissing


Seit ich denken kann, wird in meiner Familie täglich „Der Patriot“ gelesen. Für meinen Vater gehörte die morgendliche Tageszeitung dazu, wie Kaffee und Brötchen. Schon meine Großeltern kündigten Ende der 1920er Jahre im Patriot mit einer zweispaltigen Anzeige die Geburt eines „gesunden, kräftigen Mädchens“– meiner Mutter – an.


Seit 30 Jahren schreibe ich nun schon selbst für die Lippstädter Tageszeitung. In dieser Zeit habe ich dort auch ein Volontariat absolviert und in der Sonderseitenredaktion eine  Mutterschaftsvertretung übernommen. Davor war ich aber bereits eine Zeit lang freie Mitarbeiterin und danach auch wieder, bis heute. Das Lesen und Schreiben ist schon immer meine Passion gewesen. In einer Kölner Schule, die ich besucht habe, durfte ich mich sogar „Chefredakteurin“ der Schülerzeitung nennen. Meine Defizite in Mathe konnte ich in meiner gesamten Schullaufbahn mit einer „Eins“ in Deutsch ausgleichen. Beruflich ging es aber zunächst in eine ganz andere Richtung. Als meine erste Tochter den Kindergarten besuchte, hörte ich davon, dass beim Patriot freie Mitarbeiter gesucht werden. Ich habe mich direkt beworben und durfte erste kleine Termine übernehmen. Mein erster Artikel trug den Titel „Aldis Rächer am Alberssee“. Darin ging es um ein Beachvolleyball-Turnier. Das habe ich nie vergessen. Inzwischen habe ich Tausende von Artikeln geschrieben.


Am Anfang schaut man noch jeden Morgen ganz aufgeregt in die Zeitung und ist stolz, einen Text zu entdecken, unter oder über dem der eigene Name beziehungsweise das Autorenkürzel steht. Das legt sich irgendwann. Was sich aber nicht legt, ist die Freude am Schreiben. Das Besondere am Lokaljournalismus ist, dass man mit so vielen  unterschiedlichen Themen in Berührung kommt. Ich finde es wichtig, dass man über die sprichwörtliche Jahresversammlung des Tauben- oder Kaninchenzuchtvereins genauso lebendig schreibt wie über den Besuch eines prominenten Politikers. Tatsächlich durfte ich in den vielen Jahren auch schon einige bekannte Persönlichkeiten kennenlernen und mit ihnen sprechen.


Es ist, wie gesagt, die Vielseitigkeit, die diesen Beruf so abwechslungsreich und spannend macht. Gerade als freie Mitarbeiterin bin ich oft am Abend oder am Wochenende unterwegs. Dazu gehören auch Kulturtermine. Man besucht Konzerte, Theaterstücke, Vernissagen, Musicals, Kabarettveranstaltungen, Ballettvorführungen und so weiter. Viele sagen: „Mensch ist doch toll, du darfst umsonst rein und wirst noch bezahlt dafür.“ Ja, das stimmt, dennoch kann man diese Veranstaltungen natürlich nicht so entspannt genießen, als sei man nur in seiner Freizeit dort. Schließlich will man ja darüber schreiben und das erfordert Konzentration, ein gewisses Fachwissen und natürlich eine gute Recherche. Als Freie wird man auch öfter buchstäblich auf die Straße geschickt, zu Umfragen beispielsweise. Das liegt nicht jedem, wildfremde Leute anzusprechen. Da braucht man schon ein bisschen Mut und vor allem Freundlichkeit. Etwas Menschenkenntnis kann nicht schaden. Apropos Menschen. Davon  lernt man als freie Mitarbeiterin für eine Zeitung im Laufe der Jahre unglaublich viele kennen. Offene und verschlossene Menschen, meistens freundliche, manchmal aber auch etwas schwierige Zeitgenossen. Spannend ist es allemal. Und auch bereichernd. Ich wünsche mir, dass es die Tageszeitung im Printbereich noch lange geben wird, im Idealfall in Kombination mit einem Online-Format. So wie es beim Patriot ja schon lange der Fall ist. Ich hoffe, dass es noch viele junge Menschen gibt, die den wunderbaren Beruf des Journalisten lernen möchten. Der beste Einstieg dafür ist, es erst einmal mit der freien Mitarbeit auszuprobieren. Bei mir war es eine Initialzündung: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.