Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.
Von Daniel Kossack
Freie Mitarbeiter. Sie sind eine wichtige Ergänzung unserer Redaktionsarbeit und meistens dann im Einsatz, wenn im Altkreis Lippstadt etwas los ist: Ob auf Schützenfesten, Konzerten, Aufführungen, bei Sportveranstaltungen oder auch abendlichen Versammlungen: Oft sind es die „Freien“, die für uns am Wochenende Augen und Ohren sind und die Berichterstattung übernehmen. Dadurch sind sie so etwas wie das Rückgrat unserer Montagsausgabe und aus dieser auch nicht wegzudenken.
Aber wie läuft so ein typisches Wochenende eigentlich ab? Einer, der seit über 40 Jahren für die Sportredaktion tätig ist und die Veränderung der Arbeit auch bei den freien Mitarbeitern miterlebt hat, ist Heiner Schnieder – damit gehört er gemeinsam mit Uli Schlink wohl zu den „Urgesteinen“ der Sportredaktion. „1981 bin ich eingestiegen. Erstmal habe ich Fußballtabellen gemacht. Aber nicht so, wie es heute gemacht wird, sondern händisch. Das musste mit Kopfrechnen gemacht werden“, erinnert er sich.
Da war er 24 und hat so ein bisschen Geld nebenbei verdient. Das machte Schnieder weiter, bis der damalige Sportchef Karl Friedrich ihn fragte, ob er nicht auch mal etwas schreiben wolle. „Da flatterte das Hemd“, erzählt der 66-Jährige lachend. Anfangs war er für die Kreisliga B zuständig und schrieb ganz klassisch noch auf der Schreibmaschine. „Man musste auch die Spielbegegnungen reintelefonieren, aber die Arbeit war lange nicht so umfangreich wie heute.“ Immer mehr Ligen sind in die Berichterstattung aufgenommen worden – Schnieder ist inzwischen der Fachmann für die Kreisliga A. „Meine Wochenendvorbereitung geht am Donnerstagnachmittag los.“ Dann telefoniert er mit den Trainern der Gastgeberteams, bringt in Erfahrung, ob etwa Spieler ausfallen. „Die Vorschau erscheint samstags in der Presse.“ Sonntagsnachmittags ist Schnieder dann ab halb drei bis halb fünf auf den Sportplätzen im Fußballkreis Lippstadt zu finden. „Gegen Viertel vor acht bin ich dann meistens mit dem Schreiben durch.“ Welches Spiel er besucht, entscheidet er meist danach, wo Besonderheiten zu erwarten sind. „Anfangs versuche ich, jede Mannschaft abzulichten.“ Wenn sich dann herauskristallisiert, wo es um den Abstieg oder den Kampf um die Meisterschaft geht, sind diese Teams dann auch mal öfter im Bild.
„Wenn ich auf die Sportplätze gehe, habe ich es ja nur mit ganz jungen Leuten zu tun. Das hält mich im Kopf fit, Ich muss mich auf die einstellen und deren Sprache sprechen. Die ist ganz anders als meine.“ Mit Menschen zu tun zu haben, die Spaß am Fußball haben, treibt ihn an. Aber natürlich scheint nicht immer die Sonne: „Wie oft habe ich schon einen so nassen Arsch gekriegt, dass Wasser aus den Schuhen gelaufen ist. Oder im Winter, dass ich den Block nicht halten konnte, weil es so kalt war.“ Alles in allem machts trotzdem eine Menge Spaß, sagt Schnieder – auch wenn er die spielfreie Zeit zwischen Liga-Ende und Neustart zu schätzen weiß, um zu verschnaufen.
Spielfreie Zeit gibt’s in den Lokalressorts hingegen nicht – hier sind immer irgendwo irgendwelche Veranstaltungen, die besucht werden wollen. Im gleichen Alter wie Schnieder, als er mit der freien Mitarbeit beim Patriot angefangen hat, ist Laura Bertermann. Die 24-Jährige studiert Grundschullehramt – und hat davor eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht. Auf diesem Wege fand sie auch, eher zufällig, in unsere Redaktion, kurz nachdem sie nach Geseke gezogen war. „Ich habe einen Nebenjob gesucht und bei der Buchhandlung nachgefragt.“
Da war keine Stelle frei – wohl aber wusste man dort, dass der Patriot immer talentierte Freie sucht. „Ich bin dann einen Tag mit Redakteur Fred Lüke herumgefahren zu Terminen und das hat mir gefallen. Dann habe ich gedacht: Probier ich das mal.“ Das war im September 2021. Bertermann ist für unsere Redaktion meistens am Wochenende im Einsatz, aber auch schon Mal unter der Woche. „Im besten Fall ist der Auftrag etwas abwechslungsreiches wie ein Konzert oder das Hexenstadtfest.“ Je nach Veranstaltung dauern die Termine unterschiedlich lange. „Meistens so eine Stunde.“ Danach sucht sie in der Regel die besten Fotos heraus und macht sich am Abend ans Schreiben. Auch das nimmt unterschiedlich viel Zeit ein. „Ich bin Fan von Reportagen, das schreibe ich gerne.“ Am kompliziertesten sind Versammlungen. „Da hat man zehn Seiten Notizen und muss erst einmal filtern, was jetzt für die Allgemeinheit wichtig ist, und was nur für Einzelne.“ Meistens dauert auch das rund eine Stunde – der komplizierteste Text hat aber auch schon einmal drei Stunden in Anspruch genommen.
Konzerte oder der Poetry-Slam in Lippstadt stehen auf ihrer Liste beliebtester Termine ganz weit oben. „Ich war auch auf dem Techno-Festival in Lippstadt. Das ist zwar nicht meine Musik, aber vom Feeling her war es richtig cool.“ Da Bertermann sich als Buchhändlerin natürlich mit Literatur auskennt, beauftragen wir sie auch schon mal mit Interviews – etwa mit dem weltbekannten Krimi-Autoren Arne Dahl oder der Autorin Kim Nina Ocker, die Jugend-Fantasyromane schreibt. „Das war richtig cool. Ich kannte die Bücher ja schon.“
Unvorbereitet geht auch Bertermann ihre Aufträge nicht an. Bei jedem Auftrag recherchiert die 24-Jährige vorher. Sei es über den Verein, zu dem sie geht, über das Theaterstück, das aufgeführt wird oder die Poetry-Slammer, die dann auf der Bühne stehen werden. „Es macht Spaß. Das ist ein schöner Nebenjob.“
Statistik
Insgesamt umfasst unsere Kartei der freien Mitarbeiter ungefähr 35 Personen. Natürlich ist nicht jeder jede Woche aktiv – und manche übernehmen für uns nur bestimmte Themen und Ressorts, sodass es trotz des auf den ersten Blick üppig wirkenden „Pools“ an sehr veranstaltungsreichen Wochenenden mit Feiertagen auch schon mal schwierig werden kann, allen gerecht zu werden und wir weiterhin ständig auf der Suche nach „Freien“ sind.
Übrigens: 2022 haben freie Mitarbeiter für uns rund 2700 Fotos geschossen und – grob überschlagen – 224.000 Zeilen geschrieben. Natürlich hat sich auch die Corona-Zeit auf unsere freien Mitarbeiter ausgewirkt. Viele Veranstaltungen, gerade am Wochenende, sind ausgefallen. Besonders sichtbar wird das an der Anzahl der Fotos: 2020 haben wir rund 700 weniger vergütet – und viele der abgedruckten waren zudem Archivfotos aus vergangenen Jahren.