Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.
Getreu des Mottos „Scheue dich nicht, genau hinzuschauen“ hat der Geseker Fotograf und Patriot-Mitarbeiter Dieter Tuschen immer wieder versucht, seine Sichtweise der Dinge den Patriot-Lesern näherzubringen. Er hat, wie er selber sagt, über eine Million Fotos geschossen, was auch im Zeitalter der Digitalfotografie sicherlich schon etwas Besonderes ist. Hier an dieser Stelle erinnert sich unser Fotograf an einige aus seiner Sicht besondere Begebenheiten und Fotos während seines über 52-jährigen Berufslebens bei der Lippstädter Tageszeitung.
Von Dieter Tuschen
Ich habe während meiner Zeit als Fotograf beim Patriot immer versucht Geschichten zu erzählen. Oftmals steckten Kurzgeschichten hinter den Bildern. Seien es Auftragfotos für einen bestimmten Termin oder auch Fotos bei Spaziergängen durch die Stadt oder Landschaft. Eine bestimmte Bildidee gab es lediglich bei angesagten Terminen, wie etwa beim Besuch von Angela Merkel in Eringerfeld, beim Sparziergang von Franz Beckenbauer durch Salzkotten oder auch beim Auftritt des Königs von Mallorca, Jürgen Drews, in der Südlichen Schützenhalle in Lippstadt.
Generell habe ich keine bestimmten Bildideen im Kopf. Ich halte immer Ausschau nach ungewöhnlichen Details. Sie sind wichtig für meine Fotos, zeigen sie doch oftmals das andere Straßenleben, die andere nicht ganz so heile Welt oder auch den anderen Menschen.
Dabei spielt das Licht eine wichtige Rolle. Das Licht kann zum Beispiel etwas Gewöhnliches in etwas Besonderes verwandeln. Da ist etwa der Bauarbeiter, der wie ein Schatten auf einem Sandhaufen wirkt, der alte Straßenmusiker aus dem Banat, der von Puppen mit Dessous gekleidet vom Schaufenster aus beobachtet wird. Mit diesem Foto „Aus dem Banat“ habe ich übrigens den Blende Fotowettbewerb gewonnen.
Jede Stadt, (fast) jeder Termin bietet interessante Kulissen und Momente. Man muss sie nur sehen und nutzen. Dabei sind der Fantasien keine Grenzen gesetzt. Es sind immer Momentaufnahmen, die das Hier und Jetzt festhalten. Aber du musst den richtigen Augenblick erfassen. Wie etwa bei dem Foto „Fest im Blick“. Mit diesem Tischtennis-Foto wurde ich weltweit im Jahre 1999 als bester Fotograf von der Photographie der Cociety of Amerika in der Sparte „Sport“ ausgezeichnet.
Wichtig war mir immer, dass Menschen auf dem Foto mit dem Ablichten einverstanden waren. In anderen Ländern gibt es natürlich andere Sitten und Bräuche, die das Fotografieren nicht unbedingt leichter machen. Die Menschen sind oft auf Abstand, doch das musst du akzeptieren, auch wenn man sich manchmal wie ein „Stalker“ vorkommt. Leider kannst du nicht immer auf Abstand gehen. So bleiben bis heute etwa einige Unfallfotos, bei denen Menschen ums Leben kamen, immer in Erinnerung. Oder auch die Bilder nach einem Besuch in Tschernobyl lassen einen ebenso nicht mehr los wie die Massengräber in Bosnien-Herzogowina nach dem Jugoslawienkrieg.
Einer der schönsten Fototermine war sicherlich die Kardinalserhebung von Reinhard Marx im Petersdom. Dort auf einer eigens aufgebauten Bühne mit den Fotografen der großen Zeitungen aus der ganzen Welt zu stehen, war schon etwas Besonderes.
Etwas Besonderes war der Beruf des Fotografen (auch als Quereinsteiger) für mich immer. Ich habe versucht, weder den Menschen noch die Fotoaufnahme zu manipulieren. Ob das gelungen ist? Ich denke ja, wenngleich mancher Schnitt mit der Schere, um den Ausschnitt zu verändern, ja schon eine Manipulation sein kann. Ob all die vielen Fotos gefallen haben, mögen die Menschen beurteilen, die den Patriot lesen. Mir hat es zumindest immer Spaß gemacht, über 50 Jahre der 175 Jahre seit Gründung der Zeitung mit Wort und Bild dabei gewesen zu sein.